Greven – 19.03.2012 – Gestern wurde das Urteil am Amtsgericht Rheine im Falle der Kindesmisshandlung in Greven gesprochen (WN berichtete). Der gehörlosen Mutter war nicht sicher genug nachzuweisen, dass sie die Schläge bemerkt hatte, deswegen sprach das Gericht sie vom Vorwurf der Fürsorgepflicht frei. Ihren Lebensgefährten verurteilte das Jugendschöffengericht wegen Körperverletzung zu einem Jahr und drei Monaten ohne Bewährung.Der Staatsanwalt hatte dasselbe Strafmaß mit Bewährung beantragt. Der Jugendschöffenrichter begründete die harte Konsequenz des Gerichts mit der Wehrlosigkeit des Kindes und einem sehr eingeschränkten Geständnis des Straftäters ohne sichtbare Reue. Belastend kam hinzu, dass er zum Tatzeitpunkt wegen Drogeneinfuhr mit einem Jahr unter Bewährung stand, die jetzt auf der Kippe steht. Bei Widerruf müsste der Angeklagte zwei Jahre und drei Monate ins Gefängnis. Das Urteil wurde den beiden Gehörlosen in Gebärdensprache übersetzt, wobei der Angeklagte keinerlei Regung zeigte.Zu der Tat: Schon drei Mal berichtete die WN über die angeklagte Kindesmisshandlung im Jahr 2010 in einer Wohnung in Greven. Bereits zuvor soll der Freund der leiblichen Mutter handgreiflich gegenüber dem fünfjährigen Jungen geworden sein. Das konnt ihm allerdings nicht nachgewiesen werden.Die Misshandlung am 21. August 2010 räumte der Angeklagte bedingt ein. Beeindruckt von den schweren Verletzungen des „wehrlosen Kindes“ sah das Gericht keine Möglichkeit einer weiteren Bewährung. Der Angeklagte hatte den Jungen nach einer Übernachtung von Mutter und Kind bei dem Vater des Kindes „grün und blau“ geschlagen, wie Fotos dokumentierten. Vier Tage wurde das Kind stationär behandelt. Offen blieb für das Gericht auch die Frage, warum das Jugendamt nicht früher eingegriffen hat. (Quelle)
Siehe auch Bericht vom 14. MÄRZ 2012: Mutter und Stiefvater beide gehörlos wegen Misshandlung angeklagt